
Düngemittel und Additives
Alle Pflanzen brauchen für alle Lebensphasen Nährstoffe; vordergründig sind das Stickstoff, Phosphor und Kalium und an den allermeisten Düngern wirst du eine NPK-Angabe finden, in welchem Verhältnis zueinander diese Elemente enthalten sind, hinzu kommen noch allerlei hilfreiche Spurenelemente. Natürlich gibt es Situationen, Wünsche, Vorstellungen, die für eine Variante und gegen eine andere sprechen, die dieses Produkt sinnvoll machen und jenes ausschließen und um dies einzugrenzen bist du hier und du bist richtig.
Wenn du einmal das folgende kurz zusammengefasst bekommen möchtest, schau dir doch unser Video auf YouTube dazu an.
Organisch oder mineralisch?
Beginnen wir mit einer grundsätzlichen Fragestellung zum Anbau. Wie will ich growen; organisch oder mineralisch? Und hier sollte ich wohl erstmal mit Begrifflichkeiten aufräumen - beginnend bei Wertungen. Keines davon ist für sich moralisch in irgendeiner Weise überlegen. Eine häufige Formulierung im Umgang mit Kunden und Kundinnen - und wir müssen zugeben, dass wir da auch in Reproduktionsspiralen rutschen - ist eine Einteilung in „chemisch“ und „bio“. Das ergibt aber überhaupt keinen Sinn. Alle Prozesse des Lebens sind in irgendeiner Weise chemisch, organisch zu arbeiten bedeutet nicht „bio“ zu arbeiten und bei organischem Anbau in Erde finden vermutlich mehr chemische Prozesse statt, als mineralisch auf Steinwolle. „Chemisch“ streichen wir also zuerst, weil ALLES Chemie ist. Die korrekte Unterscheidung lautet - noch einmal - organisch und mineralisch und beide Seiten haben einerseits Vor- und Nachteile und schließen sich andererseits nicht gegenseitig aus. Dröseln wir das mal auf.
Organischer Anbau

Gerade für Neugrowende bieten sich Organdünger einfach an, weil ihre Verwendung einfacher von der Hand geht und die Pflanzen erheblich gnädiger auf Anwendungsfehler reagieren als bei Mineraldüngern, da du die ganze Zeit vor allem den Boden um die Pflanze herum empowerst und die Pflanze sich selbstständig nehmen kann was sie braucht. Überdüngung ist hierbei also kaum möglich. Du brauchst grundsätzlich ein torfhaltiges Substrat (es gibt torffreie Alternativen aber ohne Zusatzwissen ist Torf das sinnvollste), eine organische Düngeserie und ab dafür. Ein gesundes Substrat ist in der Lage, sein ideales Milieu zu halten, weswegen zumindest bei deutscher Trinkwasserqualität der pH-Wert nicht weiter beachtet werden muss; ganz im Gegenteil - pH-Werte von unter 6,5, die uns mineralisch schon zu hoch wären, können für Teile unseres organisch relevanten Bodenlebens bereits zu sauer und damit tödlich sein. Unterstützen kannst du die Erde in der pH-Stabilität zusätzlich, indem du Kalzium hinzugibst. Dazu zwei, drei Monate Licht und Liebe und zack - Medizin gemacht.
Organische Dünger können flüssig sein, dann sollten sie nach dem Anrühren innerhalb von 24h vergossen werden, da sie schnell kippen können und furchtbar stinken. Das schließt den Einsatz in Bewässerungssystemen mit großen Wassertanks natürlich aus, zumal die organischen Materialien im schlimmsten Fall in deinen Schläuchen verklumpen und alles verstopfen.
Organdünger können aber auch in Fest-, bzw. Pulverform vorliegen. Diese Dünger sind natürlich besonders dankbar, da sie nur wenige Arbeitsschritte über den gesamten Grow hinweg erfordern und dazwischen mit Klarwasser glücklich sind. Ein Umstand, der auch Autobewässerung ermöglicht.
Organische Dünger sind aber nicht nur für blutige Neulinge interessant, sondern auch für eingefleischte Profis, auch weil sich alles selber herstellen lässt, so könntest du auch bestimmtes Obst oder Gemüse mit Rohrzucker aufkochen und hast einen genauso guten Growdünger, wie du bei uns kaufen kannst - wenn auch vermutlich nicht so haltbar.
Mit Livingsoil wird das alles auf die Spitze getrieben. Hierbei geht es darum, mit natürlichen Zutaten ein komplett intaktes Bodensystem zu erschaffen, das sich die ganze Zeit selbst unterhält. Wie gesagt basieren alle diese Maßnahmen vor allem auf einem aktiven Bodenleben, welches dann die Pflanzen versorgt. Das setzt natürlich voraus, dass es ein gewisses Minimum an bioaktivem Substrat gibt und damit eine gewisse Topfgröße. Wir raten von organischem Anbau bei Topfgrößen unter 10 Litern ausdrücklich ab, ihr werdet sicherlich gute Ergebnisse erzielen, die halten aber keinem Vergleich zu dem, was ihr unter diesen Umständen mineralisch erzielt hättet stand. Es gilt, je mehr Substrat, desto besser. Beim Outdooranbau, wo ihr Wuchszeiten von bis zu drei Monaten habt, kann der Topf gerne 50 Liter und mehr fassen. Beim Indooranbau im Zelt, wo ihr platztechnisch beschränkt seid und ja auch für die Durchwurzelungsphase bereits Strom bezahlt, liegt der Sweetspot fürs Zeit- und Platzmanagement unserer Ansicht nach bei 14 Litern, dem Standardformat für Töpfe in der Größenordnung, bzw, 15 Litern bei Autopot. Hier kannst du in drei, vier Wochen die Durchwurzelung erzielen, die nötig ist, um auf eine ertragreiche Blüte umzustellen.
Vom Bio-Landbau
Und ist das nun „bio“? Ja, nein, vielleicht. Bio ist ein ziemlich scammiger Begriff. Es gibt ein brauchbares Zertifikat und das ist die Europäische Landwirtschaftsverordnung für Ökologischen Landbau und ja, um die zu erfüllen sind organische Dünger Voraussetzung.
Ebenso notwendig wie die verwendeten Düngemittel ist jedoch auch der Erhalt der regionalen Artenvielfalt, der Schutz der Böden und die Ermöglichung natürlicher Wildräume, was du jetzt vermutlich nicht gewährleisten kannst.
Die Frage ist ja, was du unter „bio“ verstehst; organischen Anbau? Nun das setzt torfhaltiges Substrat in gewissen Mengen voraus. Ja, es ist mit viel Vorbereitung möglich, Kokos dazu zu bringen, erdähnliche Eigenschaften zu entwickeln, ja, einige Kunden machen mit selbstgemischten, torffreien Substraten gute Erfahrungen. Das benötigt aber Zeit, Know-How und Mehraufwand bei der ständigen Frage; wozu? Zudem entstammen viele Rohstoffe für die Dünger als Abfallprodukte industrieller Pflanzen- oder Tierzucht. Living Soil beispielsweise kommt mit Blutmehl und Knochenmehl und derlei Zutaten daher und wie "bio" können Schlachtabfälle aus der industriellen Massentierhaltung sein?
Oder verstehst du unter „bio“ Nachhaltigkeit, ressourcensparende Anbaumethoden? Dann kommen wir um Mineraldünger kaum herum. Und hätten keine Chance auf ein glaubwürdiges Biosiegel.
Mineralischer Anbau

Mineraldünger sind krass vereinfacht Salz und Wasser zusammengerührt und wir verdünnen sie zu Hause weiter zu einer verträglichen Düngelösung, die wir direkt in die Wurzeln geben. Das erhöht nicht nur die Möglichkeiten extrem, auf welchem Substrat wir arbeiten wollen, sondern erlaubt uns schlussendlich auf Substrat völlig zu verzichten, wenn wir in Deep Water Culture anbauen, also die Wurzeln einfach direkt in die Nährlösung hängen lassen.
Um die Aufnahme aller Nährstoffe zu gewährleisten, benötigt ihr die meiste Zeit über einen idealen pH Wert zwischen 5,8 und 6,2 und da euer Leitungswasser irgendwo zwischen 7 und 9 liegt wird ein pH Gerät obligatorisch, da ihr den Wert wirklich angleichen solltet. Dafür gehen die Nährstoffe aber auch direkt in die Pflanze und müssen sich nicht erst über Wochen im System etablieren - was wiederum Spielereien erlaubt, die ihr organisch gar nicht habt.
Dies ist ein EC-Gerät. Dieses Gerät misst die Leitfähigkeit des Wassers, die wiederum durch die Salze im Wasser beeinflusst wird. Wenn ihr also Leitungswasser mit einem in Deutschland üblichen 0,4 bis 0,6er EC-Wert habt, wisst ihr, dass alles darüber hinaus auf den Dünger zurückzuführen ist und so könnt ihr über die EC-Wert Bestimmung eure Düngemenge erheblich präziser steuern als über grobe ml Angaben - und steigern und so ein Potenzial herauskitzeln, das mit dem Düngeschema für die fiktive Normpflanze nicht zu erreichen ist.
Das klingt jetzt erstmal nach Arbeit, birgt aber einen gewaltigen Vorteil. Mineraldüngelösungen sind angerührt 7 bis 10 Tage haltbar, was bedeutet, dass du nur noch einmal die Woche für egal wieviele Pflanzen anrühren kannst und dazwischen nur gelegentlich den pH Wert anpasst. Das ist natürlich eine riesige Arbeitsersparnis. Mineraldünger sind meistens ideal für eine bestimmte Anbaumethodik vorgemischt, achtet also darauf welche Variante ihr wählt.
Fazit
Für uns in der Praxis bedeutet mineralisch und organisch also nichts wertendes, sondern beantwortet vor allem eine Frage; kann es 7-10 Tage in ein Wasserreservoir oder muss es jedes mal frisch gemischt werden?
Dabei kommt so gut wie kein Organdünger um mineralische Anteile herum und so gut wie keine Mineraldüngerserie verzichtet völlig auf organische Additives. Die einen achten halt darauf, dass ihre Mineralanteile das Bodenleben nicht gefährden, die anderen darauf, dass ihre organischen Bestandteile im Fass nicht kippen und in den Leitungen nicht klumpen.
Hinzu kommen dann noch ausdrücklich organisch-mineralische Serien wie die von Hesi oder Mills, die zwar zu organisch arbeiten, um noch mit EC-Werten arbeiten zu können (mit diesen NIEMALS die EC Werte von Mineraldüngern übernehmen), die aber komplett für Bewässerungssysteme taugen.
Die Frage ist vielmehr, wie will ich growen, auf engem Raum oder mit viel Platz? Drinnen oder draußen? Kann ich mich täglich kümmern oder bestenfalls einmal die Woche? DAS sind die Fragen, die sich beantwortet werden müssen die Antworten DARAUF beantworten auch die Fragen nach der Methodik.
Du hast ein 60x60 Zelt und willst unbedingt vier Pflanzen in vier Töpfen da rein quetschen? Mach es mineralisch. Es muss aber organisch sein? Dann leg dir ein 60x60 Beet darin und stell vier Pflanzen rein. Du hast einen großen Garten? Versalz dir nicht den Boden und mach es organisch. Du willst Wasser sparen? Mach es mineralisch. Du willst einen ausdrücklich veganen Dünger? Gibt es. Organisch. Du willst einmal etwas in die Erde rühren und dich nichts als Klarwasser mehr kümmern? Organisch. Du willst das potentest mögliche Ballerkraut ziehen und alles aus deiner Pflanze holen, was ihr Potenzial hergibt? Mineralisch.

Was für was?

Egal wofür ihr euch entscheidet, am Ende steht ihr immer noch vor einer Wand mit erschlagend vielen Produkten und der entsetzten Frage, braucht man das alles?
Naja. Nein aber halt schon. Du BRAUCHST fast nichts. Mit ausgiebigem botanischem Fachwissen, idealerweise einem betreffenden Studium in der Tasche, kannst du mit Basisdünger, PK und einem ultrapräzisen Einsatz des perfekten Lichtes, des perfekten Wurzeldrucks und dem perfekten Verhältnis von Luftfeuchtigkeit, Lufttemperatur und Blatttemperatur und das nach wechselnden Parametern, nicht nur im Wuchszyklus, sondern auch ständig wechselnd im täglichen Zyklus, DANN ist es möglich mit nichts als etwas Salz und Wasser das perfekte Ergebnis zu erzielen. Ansonsten cheaten wir halt mit Hilfsmitteln. Keines der Produkte bei uns ist einfach buntes Wasser. Sie alle machen etwas. Und unter den richtigen Umständen richtig angewandt erfüllen sie einen Mehrwert. Ihr braucht sie aber nicht zwangsläufig um am Ende eures Grows ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen. Was braucht ihr also?
Das wichtigste ist ein Grund- oder Basisdünger. Bei den meisten ist das einfach ein Grow für den Wuchs und ein Bloom für die Blüte, wobei viele Cocosdünger häufig mit einer Formel auskommen. Obacht, manche Organdünger wollen durchgängig mit dem Grow und zusätzlich mit dem Bloom gedüngt werden. Auch zu Bedenken, viele Mineraldünger kommen mit a und b Komponente daher. Das liegt daran, dass die Nährstoffe so hoch konzentriert sind, dass sie bei direktem Kontakt sofort miteinander - richtig; chemisch - reagieren und zu etwas völlig anderem werden, was alles mögliche macht, aber halt nicht düngen. Wichtig also, dass die Komponenten sich erst bei der Verdünnung in der Gießlösung treffen und nicht pur zusammengerührt werden.
Was wir zusätzlich immer empfehlen würden ist eine Bewurzelungshilfe, die auch jeder Hersteller auf diese oder jene Weise anbietet. Wer von Anfang an eine verbesserte Wurzelstruktur hat, nimmt die ganze Zeit über mehr Nährstoffe auf und liefert am Ende das beste Ergebnis.
Im Leben unserer Lieblingspflanze gibt es etwa eine Woche nachdem das Längenwachstum der Blüten endet und die Blüten kompakter werden einen Zeitraum indem die Pflanzen besonders viel Phosphor und Kalium aufnehmen können. Zudem freuen sich die Pflanzen über Aminosäuren, die den Geschmack intensivieren. Insofern ergibt es immer Sinn zu seiner Serie einen Booster hinzuzunehmen, der diese Ansprüche erfüllt, der in dieser oder jener Kombination von allen Angeboten wird.
Das wars. Jetzt weißt du erstmal genug für den Einstieg.
Und glücklicherweise bieten ohnehin so gut wie alle Hersteller günstige Try- und Starterkits an mit denen ihr herausfinden könnt, ob euch die jeweilige Produktpalette zusagt. Kommt einfach rum und wir beraten euch gerne.
